Page 7 - Reinacher Woche - KW 31 - 2021
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DIENSTAG, 3. AUGUST 2021 SEITE 7
Die neue Felsenwelt im Gletschergarten
Nach dreijähriger Bauzeit öff- gen in Stein gefasst, mal neben, Handwerk und
nete der Gletschergarten Lu- mal übereinandergeschichtet. Es Baukunst
zern im Juli die Felsenwelt als brauchte für Jahrmillionen die Neue, markante Bauten ergän-
neue Attraktion für das Publi- mächtigen Kräfte unseres Erd- zen die bestehenden «Follies»
kum. Der unterirdische Rund- kerns, um diese Spuren in das im historischen Alpengarten.
gang und Aufstieg zur neu er- Alpengestein zu falten. Da ist das verwinkelte, in Kunst-
schlossenen Parkanlage bil- stein gegossene Portal zur Fel-
den eine spektakuläre Mu- Grüne Oase senwelt. Pyramidenförmig prä-
seumserweiterung. mitten in der Stadt sentiert sich der neu gestal-
In der Felsenwelt verläuft der tete Zugang zum Spiegellaby-
Drei Jahre lang war der Glet- Weg leicht abfallend. Er mündet rinth sowie der Ausgang aus der
schergarten Luzern voll von tief im Berg in eine grosse Ka- Felsenwelt. Das filigrane Mus-
platzraubenden, lautstarken verne. Hier sammelt sich das von ter im Gussbeton ist das Ergeb-
Baumaschinen. Auf engstem der Erdoberfläche eindringende nis gekonnter Steinmetzarbeit.
Raum wurde gesprengt, abgeris- Regenwasser in einem See. Das Im vertikalen Gartenhof vereint
sen, gebaut und gepflanzt. Bis Wasser reagiert auf die Ankunft sich nackter Fels mit präzis ein-
auf die Fertigstellung des Sand- des Publikums. Es entsteht ein gepassten Kunststeinwänden
stein-Pavillons für Ausstellun- Wirbel, der den Zeitensprung zu- und -formen.
gen nimmt die Bautätigkeit nun rück in die Gegenwart versinn-
ein Ende. Der Gletschergarten bildlicht. Von hier aus geht es Staunen und Erleben
öffnete Mitte Juli die Felsenwelt über manche Stufe rund 30 Hö- «Erdgeschichte und die Na-
für das Publikum. Die neue At- henmeter aufwärts zur Somme- tur sind die Kernthemen im
traktion ist ein unterirdischer rau. Im Aufstieg öffnen sich stets Gletschergarten. Diese As-
Rundgang im Berg mit einzig- neue Blickwinkel in die vertikale Bilder: © Gletschergarten Luzern pekte prägen viele grosse Fra-
artiger Dramaturgie. Geologi- Kaverne. Dieser Teil der Felsen- In der Felsenwelt erzählt das Gestein über Ereignisse der letzten 20 Millionen gen unserer Zeit», erklärt An-
sche Besonderheiten des Luzer- welt ist der Witterung ausge- Jahre. Teile dieser Geschichte wirbeln als Projektionen wie Sand über das Ge- dreas Burri. «Das verbindende
ner Sandsteins, Schichtungen setzt. Was heute noch blanker stein. Element in allen Ausstellungs-
und Kluftsysteme verraten die Stein ist, wird sich zu einem grü- bereichen ist der Zeitbegriff.
Urkräfte, die hier über Jahrmil- nen Gartenhof mit Algen, Moo- Platz zwischen Gletschertöpfen Harmonische Verbindung Im gesamten Areal sind Spuren
lionen wirkten. Subtile Licht- sen und Farnen entwickeln. Der und Museumsgebäude. Die Vege- aller Erlebnisbereiche der Zeit zu entdecken, viele ur-
spiele am Fels formen sich zu Ausgang führt zu einem bisher tation zitiert in Kombination mit Die neue Felsenwelt ist auch alt, andere jünger und unver-
Bildern ehemaliger Landschaf- unzugänglichen Teil im Areal. verspielten Elementen wie dem ein Meisterwerk der Baukunst. kennbar von uns Menschen ge-
ten mit deren Flora und Fauna. Die idyllische Sommerau erwei- Schwyzerhüsli, dem Wasserfall Das renommierte Architektur- macht. Mit unserem neuen Ver-
Hier wird Erdgeschichte zum tert die historische Parkanlage. oder dem Aussichtsturm Bilder büro Miller & Maranta aus Ba- mittlungskonzept heben wir die
Gänsehaut-Moment. Auf dieser Felsterrasse eröffnet der alpinen Landschaft. Mit der sel hat die Entwicklung der Fel- Chronologie der Zeit auf. In An-
sich den Gästen der Blick über erneuerten Parklandschaft hat senwelt massgebend geprägt. lehnung an Jules Vernes Reise
Eintauchen in Luzern bis in die Alpen. Weiter der Gletschergarten eine ange- «Uns faszinierte die Idee der zum Mittelpunkt der Erde er-
vergangene Zeiten führt der Weg abwärts, am Aus- nehme Oase mitten in der Stadt Felsenwelt als Zeitmaschine. leben unsere Gäste eine Reise
Das Abenteuer Zeitreise startet sichtsturm vorbei zum zentralen geschaffen. Sie erweitert das Gesamterleb- zum Mittelpunkt der Zeit», er-
beim Museumseingang. Am Ein- nis um eine neue Dimension. klärt Burri. Nebst wissenschaft-
gang erhalten die Gäste neu eine Gleichzeitig ermöglichte die- lichen Erkenntnissen bietet der
grossformatige, historisch anmu- ses Projekt, die Situation des Gletschergarten auf Schritt und
tende Entdeckerkarte. Sie zeigt Schweizerhauses durch Rück- Tritt Sinneserlebnisse. In der
den Gletschergarten mit all sei- bau von Anbauten zu klären Felsenwelt ist da die Wärme im
nen alten und neuen Attraktio- und somit die Fläche des Parks Winter und die Kühle im Som-
nen im Überblick. Die Felsen- zu vergrössern» erklärte Quin- mer. Und warum nicht die Strö-
welt führt das Publikum aus der tus Miller von Miller & Maranta mungsrippeln auf den feuchten
Parklandschaft heraus. Wer das das architektonische Konzept. Felswänden streicheln, dabei
verwinkelte Portal betritt, lässt «Dadurch entstand die Mög- vom Meer träumen oder Profes-
das Tageslicht hinter sich. Ani- lichkeit die gesamte Parkanlage sor Steins Sennenhund Börni
mierte Lichtspiele weisen den als grossen Landschaftsgarten suchen, der im neuen Kinder-
Weg. Sie offenbaren Phänomene neu zu fassen und in inhaltlich suchspiel eine Hauptrolle inne-
der Erdgeschichte. Es sind rau- zusammenhängende Bereiche hat? Besucherinnen und Besu-
schende Wellen und fallende zu gliedern,» ergänzt Miller. cher werden den Gletschergar-
Blätter. Urfische huschen vor- ten sehr individuell erleben, ab-
bei. Galoppierende Mammuts Der gesamte Planungs- und hängig von ihrem Wissen und
kreuzen den Weg. In der heuti- Bauprozess wurde durch die Deutungswillen. So bleibt sich
gen Wirklichkeit gibt es sie nicht Denkmalpflege des Kantons Lu- der bald 150 Jahre alte Glet-
mehr. Der Lauf der Zeit hat al- zern konstruktiv begleitet so- schergarten selber treu.
lerdings Spuren solcher Zeitzeu- wie finanziell unterstützt. pd
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