Page 2 - Zofinger Woche - KW 51 - 2020
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SEITE 2 WEITERBILDUNG DIENSTAG, 15. DEZEMBER 2020
Keine falschen Prioritäten
Weiterbildung ist kein Projekt, das einfach so «nebenher mitläuft»
Der Alltag wird bei den meis- Ironman auf Hawaii hin trai- der zielführend noch sinnvoll.
ten Berufsleuten durch das Ta- niert, sollte die Weiterbildung Nur wer seinen eigenen Karrie-
gesgeschäft bestimmt und dik- vielleicht besser noch warten.» reweg im Vorfeld ausreichend
tiert. Da fällt das Thema Wei- Die Worklife-Balance ist gerade durchdenkt und eventuell auch
terbildung oftmals etwas zu- in Weiterbildungs-Phasen be- gewisse Tatsachen und aktu-
rück in der persönlichen sonders wichtig. Ideal ist es, elle Aufgabengebiete infrage
Prioritätenliste. Dies, obwohl wenn Seminartage als Auszeit stellt, wird sich letzten Endes
die (berufliche) Weiterbildung vom manchmal hektischen All- für eine Weiterbildungsmass-
eine Investition in die Zukunft tag angesehen und so wahrge- nahme entscheiden können,
ist. In Anbetracht dessen, nommen werden könnten und die einen Mehrwert für den be-
spielt das Timing – die Wahl statt früher zu gehen noch Zeit ruflichen Lebensweg mitbringt.
des richtigen Zeitpunktes für bliebe für ein anschliessendes Ebenfalls wichtig: Lebens- oder
die Weiterbildungszeit – eine Bier mit den anderen Teilneh- Ehepartner, die Kinder oder
bedeutende Rolle. Weiterbil- menden inklusive Netzwerken. der Freundeskreis können eine
dung ist nämlich kein Selbst- Diese Aspekte werden häufig gute Unterstützung sein.
läufer und braucht ein gutes auch als besonders nachhaltig
Zeitmanagement. empfunden. JoW
Die Digitalisierung und die Trans- Auch verschiedene Karriere- Kostenlose Ratgeber
formation der Arbeitswelten er- stufen und -phasen sollten bei
fordern «neues Know-how» und der Planung berücksichtigt • Karriere-Ratgeber zu
in vielen Aspekten noch fundier- werden. So eignen sich einige Aus- und Weiterbildun-
tere Kenntnisse in den diversen Bild: PEXELS Karrierephasen besonders gut, gen in der beruflichen
Arbeitsbereichen. Umsetzungs- Timing ist entscheidend: Wer seinen eigenen Karriereweg durchdenkt, wird um sich weiterzubilden, wie Erwachsenenbildung
und Anwenderkompetenzen sich letzten Endes für eine geeignete Weiterbildungsmassnahme entscheiden zum Beispiel nach einem Stu- • Karriere-Ratgeber zu
sind in allen Branchen gefragt. können, die einen Mehrwert für den beruflichen Lebensweg mitbringt. dienabbruch, einer längeren Coaching, Mentoring und
Da gilt es am Ball zu bleiben Erwerbsunterbrechung oder Supervision
und nicht den Anschluss zu ver- Lerninhalte ins Arbeitsfeld Ist jetzt der richtige für Arbeitnehmende der Al- • Ratgeber zur Wahl des
lieren. Mit einer Weiterbildung übertragen Zeitpunkt und habe ich tersgruppe 50plus. Unüberlegte richtigen Seminaranbie-
kann man einer Karriere wieder Aber: gerade Lernen braucht genügend Zeit? Handlungen, in denen wahllos ters
neuen Schub geben. Oder man Zeit. Und diese Zeit ist sehr gut Und: Lernen ist ein Prozess. ein beliebiger Kurs belegt wird, www.lernwerkstatt.ch/
eröffnet sich Perspektiven und investiert. Besonders, wenn es Ein Beispiel: Wie viele der Vo- nur um einen bestimmten Zeit- ratgeber
Chancen. So ist unter anderem um eine Teilnahme an einem be- kabeln, welche man kurz vor raum zu überbrücken, sind we-
entscheidend, dass die Weiter- rufsbegleitenden Lehrgang geht, der Prüfung ins Kurzeitge-
bildungsmassnahme für das Er- wo man sehr stark vom praxis- dächtnis geprügelt hat, kennt
reichen eines bestimmten Ziels bezogen vermittelten Know- man jeweils am folgenden Tag Zeit für Weiterbildung – 10 Praxistipps
dient und nicht etwa zum Selbst- how profitieren kann. Daniel noch? Erfolgreiches Lernen
zweck wird. Herzog, CEO der Lernwerkstatt braucht Wiederholung und Pra- 1. Zeitplan erstellen
Olten als grösste Anbieterin von xisanwendung. Ergo, muss man • Erstellen sie ein Zeitbudget und einen Zeitplan mit Teilzielen.
In der Regel jedoch ist Weiter- Lehrgängen für Erwachsenen- sich zwei Fragen vor dem Wei- • Das Einhalten des Zeitplanes erfordert eine gewisse Selbst-
bildung bei den meisten berufs- bildung, Coaching und Mento- terbildungsentscheid stellen: disziplin.
tätigen Menschen bezüglich des ring, ist überzeugt: «Wer sich Ist jetzt der richtige Zeitpunkt
zu investierenden Zeitfaktors intensiv und aktiv mit neuen und habe ich genügend Zeit? 2. Genügend Zeit einsetzen
• Schätzen Sie den Zeitbedarf zur Erreichung der Lernziele
eine zusätzliche Belastung. Und Lerninhalten beschäftigt, wird realistisch ein.
so hört man immer wieder an einen nachhaltigen Lernerfolg Daniel Herzog: «Den grössten • Setzen Sie Termine.
Seminaren folgende Aussagen: erzielen. Diese Lernerlebnisse Lernerfolg erzielt man, wenn
«Heute müsste ich etwas frü- erzeugen zusätzliche Motivation ein grosser Teil der Lerninhalte 3. Gleichbleibende Lernzeiten
her gehen, ich habe noch einen und Spass am Lernen.» Schät- in der täglichen Arbeit und in • Definieren Sie gleichbleibende Lernzeiten.
wichtigen Termin im Geschäft». zungen gehen davon aus, dass Projekten unmittelbar ange- • Berücksichtigen Sie dabei Ihre Leistungskurve, indem Sie
Oder: «Leider konnte ich den nur etwa 20 Prozent der Lernin- wendet werden können. Ler- sich überlegen, zu welcher Tages- oder Nachtzeit Sie am Pro-
Vorbereitungsauftrag nicht erle- halte ins Arbeitsfeld übertragen nen auf Reserve macht we- duktivsten sind.
digen. Wissen Sie, bei uns in der werden. Fehlende Zeit ist eine nig Sinn. Und: Wenn man zwei 4. Prioritäten setzen
Firma geht es aktuell drunter der Gründe für diesen mangeln- kleine Kinder hat, gerade ein • Konzentrieren Sie Ihre Kräfte auf das Wesentliche.
und drüber.» den Lerntransfer. Haus bauen möchte und auf den • Beachten Sie das Pareto-Prinzip (mit 20% des Gesamtauf-
wandes erreichen Sie 80% des Ergebnisses).
5. Kein Lernmarathon
• Verteilen Sie Ihre Lernaktivitäten auf eine längere Phase.
• Machen Sie bei längeren Lernaktivitäten mindestens
stündlich eine Kurzpause von fünf bis zehn Minuten.
6. Leerzeiten nutzen
• Nutzen Sie Leerzeiten wie den Arbeitsweg für Lernaktivitäten.
• Kombinieren Sie tägliche Routinen wie Joggen, Duschen oder
Haare trocknen mit Lernaktivitäten, denn auch nachdenken
und reflektieren ist Lernen.
7. Lernen im Schlaf
• Gehen Sie unmittelbar vor dem Schlafen wichtige Notizen,
Zusammenfassungen nochmals durch.
• Ihr Unterbewusstsein arbeitet für Sie weiter.
8. Nichts hinausschieben
• Gliedern Sie die Lernaktivitäten in Teilaufgaben und begin-
nen Sie allenfalls mit etwas Leichteren oder Angenehmeren.
• Belohnen Sie sich, nachdem Sie etwas erledigt haben.
9. Zeit analysieren
• Führen Sie ein bis zwei Wochen Buch über Ihre Tätigkeiten
(Privat, Beruf, Schule).
• Suchen Sie Ihre «Zeitverschwender» und überlegen Sie sich
anschliessend Massnahmen, um diese zu bekämpfen.
10. Erfolge feiern
• Seien Sie stolz auf das Erreichte.
• Feiern Sie Ihre Erfolge.
In Anlehnung an Metzger, Christoph: Wie lerne ich?