Page 2 - Aarauer Woche - KW 19 - 2021
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SEITE 2 MITTWOCH, 12. MAI 2021
«Mehrkosten von 4000 Franken fürs Essen»
Am 13. Juni kommen mit der Trinkwasser- und Pestizidfrei- Landwirtschaft sehr wichtig. Sie
Initiative zwei extreme Agrarvorlagen zur Abstimmung. San- bestäuben viele Kulturen. Unter-
dra Helfenstein, Stv. Leiterin Departement Kommunikation dessen scheiden die Bauernfa-
und Services beim Schweizer Bauernverband, zeigt die nega- milien 190'000 ha Fläche aus,
tiven Folgen auf: Weniger heimische Produkte, mehr Importe, um Lebensraum für Wildtiere
teurere Lebensmittelpreise, mehr Foodwaste sowie der Verlust und -pflanzen zu schaffen. Das
von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. ist dreieinhalb Mal die Fläche
des Bodensees.
Am 13. Juni stimmen wir über schon viel in diesem Bereich.
die Trinkwasser- und Pestizid- Ganz abgesehen davon, dass die Sie bezeichnen die Trinkwas-
freie-Initiative ab. Der Schwei- einheimischen Bauernfamilien serinitiative als Trojanisches
zer Bauernverband wehrt sich bereits seit Jahren aktiv an Ver- Pferd. Wie denn das?
vehement dagegen. Was sind besserungen arbeiten. So set- Ja, die Trinkwasserinitiative ist
Ihre Hauptargumente? zen sie heute mehr als 40 Pro- eine Mogelpackung. Es geht bei
Sandra Helfenstein: Die beiden zent weniger chemische Pflan- ihr nicht ums Wasser, sondern
Initiativen sind sehr extrem. Sie zenschutzmittel ein, als noch um die Direktzahlungen. Die
stellen Forderungen, welche die vor zehn Jahren. Die Hälfte al- Anforderungen, um diese wei-
regionale Lebensmittelproduk- ler verwendeten Mittel sind sol- Bild: zVg ter zu erhalten sind so unrea-
tion gefährden, Importe fördern che, die auch im Biolandbau zu- Die Bauernfamilien fürchten von billigen Importprodukten verdrängt zu wer- listisch gestellt, dass viele Be-
und die Preise fürs Essen in die gelassen sind. den. Entsprechend gross ist ihr Engagement. triebe darauf verzichten wer-
Höhe treiben würden. Entspre- den. Dann müssen sie auch den
chend wären auch zahlreiche Sie argumentieren auch die Ausland einkaufen. Der Ein- zu all den Schlagzeilen kam. Die ökologischen Leistungsnach-
Arbeitsplätze in der Land- und Pestizidfreie-Initiative bringt kaufstourismus würde also mas- Kantonschemiker geben aber weis nicht mehr einhalten. Das
Ernährungswirtschaft betroffen. weiter Probleme mit sich. Er- siv angekurbelt. schon lange Entwarnung. Es be- wäre dann für das Trinkwasser
klären Sie das! steht keine Gefahr für die Ge- und die Ökologie sogar kontra-
Haben denn diese beiden Ag- Die Pestizidfrei-Initiative trifft Hand aufs Herz: Wie sauber sundheit, unser Hahnenwasser produktiv.
rarinitiativen, die ja unsere Um- nicht nur die Bauernfamilien, sind denn unsere Böden und kann man nach wie vor beden-
welt und Gesundheit schützen sondern auch stark die Konsu- unser Trinkwasser wirklich, kenlos trinken. Und sowieso: Zum Abschluss kurz und bün-
wollen, keinen Mehrwehrt für menteninnen und Konsumen- werden da nicht Grenzwerte Niemand will belastetes Was- dig: Wieso soll man am 13. Juni
die Umwelt und Trinkwasser? ten. Diese hätten im Laden überschritten und zu viele Pes- ser. Es ist unser aller Ziel, die- zwei Mal Nein stimmen?
Für einen besseren Schutz der keine Auswahl mehr. Es gäbe tizide eingesetzt? ses sauber zu halten! Wer weiterhin nachhaltig pro-
Umwelt und des Trinkwassers nur noch Bio. Für eine vierköp- Die Qualität des Trinkwassers duzierte Lebensmittel aus der
brauchen wir die beiden Initia- fige Familie würden die Kosten ist gleich gut wie immer. Was Wie sehr berücksichtigen die Region von guter Qualität und
tiven nicht: Das Parlament hat fürs Essen um rund 4000 Fran- sich geändert hat, ist der Grenz- Bauernfamilien den wichtigen zu bezahlbaren Preisen möchte,
dieses Frühjahr das europaweit ken pro Jahr steigen. Wer sich wert. Dieser wurde von den Be- Faktor Biodiversität? der stimmt am 13. Juni Nein.
strengste Pestizidgesetz verab- das nicht leisten kann oder will, hörden praktisch über Nacht Die Biodiversität und speziell
schiedet. Es geht also sowieso der geht dann im umliegenden massiv verschärft, weshalb es auch die Insekten sind für die Interview: Corinne Remund