Page 2 - Aarauer Woche - KW 26 - 2021
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SEITE 2 WEITERBILDUNG MITTWOCH, 30. JUNI 2021
Die «goldene Generation» muss sich besser «verkaufen»
Der Trend zu international anerkannten Titeln hat relevante Gründe
In der Berufswelt gelten die Schweizer Berufsleute als effizient dert, so Daniel Herzog. Aber
und verlässlich – aber auch als innovativ. Das hat nicht nur auch auf Tertiärstufe schaffe es
mit den typischen Schweizer Eigenschaften zu tun, wie bei die Schweiz mit der Hochschul-
spielsweise Fleiss und Verantwortungsgefühl, sondern vor al stufe und der Höheren Berufs-
lem mit unserem dualen Bildungssystem. Aber da gibt es den bildung der Wirtschaft hoch
noch ein Problem: Ohne anerkannte internationale Titel wer qualifizierte Mitarbeitende zur
den Schweizer Berufsleute im Wettbewerb um die besten Jobs Verfügung zu stellen. Das Re-
benachteiligt. sultat: Eine rekordtiefe Jugend-
arbeitslosigkeit, Innovation und
Regelmässig räumen die Schwei- Die Antwort ist so paradox wie Wohlstand. Herzog hat sich der
zerinnen und Schweizer an den einfach zugleich: Auf dem glo- Situation angepasst: «Wir bil-
World Skills – den offiziellen Be- balisierten Arbeitsmarkt do- den bei der Lernwerkstatt Aus-
rufs-Weltmeisterschaften – eine minieren die angelsächsischen bilder/innen und Betriebl. Men-
grosse Anzahl Medaillen ab. Hochschultitel Bachelor und toren/-innen mit eidg. Fach-
Man spricht in diesem Zusam- Master. Viele Schweizerinnen ausweis sowie Ausbildungslei-
menhang gerne von der «gol- und Schweizer glänzen mit Ab- ter/innen mit eidg. Diplom aus.
denen Generation». Doch im schlüssen in der Höheren Be- Die Absolventinnen und Absol-
Rennen um gute Jobs im Aus- rufsbildung und mit Lehrab- venten geben viel Herzblut und
land und sogar bei uns in der schlüssen mit Eidgenössischem Bild: Shutterstock Zeit in ihre Weiterbildung. Seit
Schweiz haben die in der Regel Fähigkeitszeugnis. Der Durchblick im «Dschungel der Diplome» ist wichtiger denn je. 2017 profitieren sie von 50 Pro-
top ausgebildeten Schweizerin- zent Bundesbeiträgen an die
nen und Schweizer einen Nach- Erfolgreiches Bildungs bildung mit der direkten, pra- Internationaler Wettbewerb Lehrgangskosten. Im Vergleich
teil. Oft werden sogar weniger system – aber undurchsichtig xisorientierten Berufslehre. Die mit berücksichtigen zu einem Studium an einer
qualifizierte Ausländer vorgezo- für NichtSchweizer/innen hohe Qualität der Berufsbildung Aber, da muss noch etwas pas- Hochschule ist die Investition
gen. Wie kann denn das sein? Dieses duale Bildungssystem in ist eine zentrale Stütze der Inno- sieren. Davon ist Daniel Her- aber immer noch recht hoch.
der Schweiz ist einzigartig und vationskraft und Leistungsfähig- zog, CEO von Branchenprimus Ein Professional-Bachelor- und
eigentlich ein echtes Erfolgs- keit der Schweizer Wirtschaft, Lernwerkstatt Olten überzeugt: Professional-Master-Titel würde
modell: Dank der Kombination die ihrerseits interessante Stel- «In unserem Land geniesst zumindest bei den Titeln eine
der Ausbildungen über den aka- len und gute Entwicklungsmög- die Höhere Berufsbildung mit Gleichstellung schaffen.»
demischen Weg und die Berufs- lichkeiten für motivierte und den eidg. Berufs- und Höheren
lehre haben auch junge Berufs- qualifizierte Fach- und Füh- Fachprüfungen und den Höhe- Fazit: In der innovationsstar-
leute mit durchschnittlichen rungskräfte bietet (Switzerland ren Fachschulen ein grosses ken Schweiz bereitet die Hö-
oder schlechten schulischen Global Enterprise). «Erfolg ist Ansehen. Geht man ins Aus- here Berufsbildung Studie-
Leistungen die Chance, Erfolg nicht an eine akademische Lauf- land, kennt man das System oft rende auf ihre künftigen Auf-
zu haben. Dies bestätigt auch bahn gebunden. Es gibt viele Er- aber kaum. Hier würde die Pro- gaben vor. Die Unternehmen
die neue Studie «Die Top 200 folgsgeschichten von Menschen, fessional-Bachelor- und Profes- wollen heute Praktiker/innen.
des beruflichen Nachwuchses» die mit einer Lehre begonnen sional-Master-Titel, die nun Es brauche neben den öffent-
der Erziehungswissenschafterin haben und mittels der höhe- wieder ins Gespräch kommen, lichen, universitären Angebo-
Prof. Dr. Magrit Stamm. Ihr Fa- ren Berufsbildung weit gekom- viel Klarheit schaffen und hel- ten in der Aus- und Weiterbil-
zit: Eine hohe Qualität der Be- men sind», sagen die Fachleute. fen.» dung auch jene der Privaten
rufsbildung stärkt die Schwei- «Der Vorteil der dualen Weiter- mit ihren vorbereitenden Lehr-
Bild: SwissSkills
zer Innovationskraft. Das duale bildung liegt in der professio- Das Schweizer Bildungssystem gängen für Berufs- und Höhere
Regelmässig Top an internationalen Bildungssystem der Schweiz er- nellen Kombination von Wissen sei natürlich eine Erfolgsge- Fachprüfungen und der Höhe-
Berufs-Wettkämpfen: Die Schweizer gänzt eine international hoch mit gleichzeitigem Aufbau prak- schichte und die duale Berufs- ren Fachschulen. Diese punk-
Berufsleute. angesehene akademische Aus- tischer Kompetenzen.» bildung würde weltweit bewun- ten mit Engagement, Initiative
und Innovation und sie unter-
richten sehr praxisnah, bestä-
tigt Arthur Schärli, Leitexperte
SBFI für Qualitätsmanagement
an Fachschulen: «Der Stellen-
wert der Höheren Berufsbil-
dung ist gestiegen. Das hand-
lungsorientierte Unterrichten
ist nicht nur im Trend, sondern
ist auch gefordert. Der fachlich-
sachliche Unterricht ist die Ba-
sis, aber der Praxisbezug muss
eindeutig da sein. Die auf Eid-
genössische Prüfungen vorbe-
reitenden Schulen und die Hö-
heren Fachschulen machen da-
bei eine vorbildliche Arbeit.»
www.lernwerkstatt.ch
Abschlüsse der Höheren Be-
rufsbildung im Bereich Er-
wachsenenbildung, Coaching
und Mentoring:
• SVEB-Zertifikat Kurslei-
ter/in
• SVEB-Zertifikat Praxis-
ausbilder/in
• Ausbilder/in mit eidg.
Fachausweis
• Ausbildungsleiter/in mit
eidg. Diplom
• 12-tägiger Coaching-
Lehrgang
• Betriebl. Mentor/in mit
eidg. Fachausweis
www.lernwerkstatt.ch/
ausbildungen