Page 10 - Bremgarter Woche - KW 13 - 2021
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SEITE 10 AUS DEM AARGAUER REGIERUNGSRAT DIENSTAG, 30. MÄRZ 2021
«Das neue elektronische Patientendossier ist eine Chance aufzuholen»
Seit rund einem Jahr ist Jean- rung der Qualität und zu einer Das ist wohl darauf zurückzu-
Pierre Gallati Gesundheitsdi- Kostendämpfung führen. Ein führen, dass sich die frühere
rektor des Kantons Aargau. weiteres Ziel ist die Reduktion Gesundheitsdirektorin Susanne
Dabei wird er praktisch seit von Fehlanreizen und die ein- Hochuli massiv für die Digitali-
Antritt dieses Amtes von der heitliche Finanzierung der ver- sierung des Gesundheitswesens
Corona-Pandemie gefordert. schiedenen Leistungen (Spital, und besonders das EPD enga-
Mit Pragmatismus und gesun- Langzeitpflege und Ergänzungs- gierte. Auch eine Rolle spielt
dem Menschenverstand und leistungen). Weitere Schwer- dabei, dass andere Kantone mit
einer grossen Portion Opti- punkte sind das Rettungswesen der Projektorganisation Mühe
mismus lenkt er den Kanton und der Fachkräftemängel, vor hatten und deshalb Zeit ver-
durch diese Krise. Der SVP- allem bei den Pflegeberufen. loren. Aber es geht nicht da-
Politiker über die Zusammen- rum, welcher Kanton schneller
arbeit mit Bund in der Krise, Was sind die grössten Heraus- ist. Wichtig wird sein, dass die
die Gesundheitspolitische forderungen bei diesem Mam- Einführung des EPD flächende-
Gesamtplanung 2025 und mutprojekt? ckend gelingen wird – und zwar
das elektronische Patienten- Die grösste Herausforderung in der ganzen Schweiz.
dossier. wird darin bestehen, die vie-
len widerstrebenden Interes- Trügt der Scheint, oder tut sich
Das Jahr 2020 war ein speziel- sen unter einen Hut zu bringen, die Schweiz schwer mit der E-
les Jahr. Corona hat Sie als Ge- ohne dass die neue Gesund- Health – dies auch im Vergleich
sundheitsdirektor auf Trab ge- heitspolitische Gesamtplanung mit anderen Ländern?
halten. Was waren oder sind die Bild: zVg ihre Konturen verliert und so Eine Analyse der Forschungs-
grössten Herausforderungen Gesundheitsdirektor Jean-Piere Gallati ist mit der Bekämpfung der Pande- zu einem Papiertiger verkommt. gesellschaft Empirica zeigt in
bezüglich der Pandemie? mie und der Gesundheitspolitischen Gesamtplanung 2025 des Kantons Aar- einem Ländervergleich auf, dass
Jean-Pierre Gallati: Die Koor- gau stark gefordert. Ab April 2020 müssen Spitäler, die Schweiz im internationalen
dination mit dem Bund, den Psychiatrien und Rehakliniken Vergleich mit 17 Staaten nur
umliegenden Kantonen und Im November 2019 wurden Sie Hausbesuche bei Personen, die das elektronische Patienten- auf dem 14. Platz liegt. Ja, die
den benachbarten deutschen in dieses Amt gewählt und im von der Spitex betreut werden. dossier anbieten. Das hat sich Schweiz tut sich in diesem Be-
Landkreisen. Die Abstimmung Herbst vergangen Jahres be- verzögert, wieso? reich schwer. Das neue elektro-
mit dem Grossen Rat, mit stätigt. Was gefällt Ihnen be- Ein grosses Projekt, das noch Die doppelte Zertifizierung des nische Patientendossier EPD ist
den anderen Departementen sonders an Ihrer Tätigkeit in ansteht, ist die Gesundheits- von der Stammgemeinschaft eine Chance aufzuholen.
und im Gesamtregierungsrat. den Diensten des Kantons Aar- politische Gesamtplanung 2025. eHealth Aargau entwickelten
Die Information und Motiva- gau? Wie ist momentan der Stand der elektronischen Patientendos- Was wünschen Sie sich als Ge-
tion unserer Bevölkerung. Der Da gibt es einiges: Die Zusam- Dinge? siers (EPD) hat sehr viel Zeit in sundheitsdirektor für 2021?
Schutz der involvierten Ak- menarbeit mit meinen Regie- Zurzeit erfolgt die inhaltliche Anspruch genommen. Auf die- Vorab der Covid-19-Impfung
teure des Gesundheitswesens, rungskollegen und mit dem Aufbereitung der verschiede- sen Ablauf haben die Kantone einen grossen Erfolg! Damit
v.a. der Pflegepersonen in Spi- Grossen Rat, speziell auch nen Themenbereiche zuhanden keinen Einfluss. Die Stamm- verbunden ist auch die Hoff-
tälern und Alterszentren. Die mit der Kommission Gesund- der verschiedenen Arbeitsgrup- gemeinschaft eHealth Aar- nung, dass die Spitäler, beson-
Unterstützung der arg gebeutel- heit und Soziales, die bis Ende pen. Mitte 2021 soll diese wich- gau unter dem Präsidium von ders das Pflegepersonal, die Al-
ten Zweige der Wirtschaft, der Jahr noch von Grossrat Dr. Ul- tige Vorlage in die Anhörung ge- Grossrat André Rotzetter hat terszentren, die Spitex-Organi-
Kultur, im Bereich Soziales so- rich Bürgi präsidiert wurde. Der hen und danach dem Grossen grossartige Arbeit geleistet. sationen, die Apotheken, Phy-
wie der Gemeinden. Kontakt mit der Bevölkerung Rat zur Behandlung unterbrei- siotherapeuten und Drogerien
(leider momentan arg einge- tet werden. Die Stammgemeinschaft eHe- sowie die vielen Arztpraxen
Sind Sie mit der Aargauer Be- schränkt durch die Absage vie- alth Aargau wurde als erste bald wieder «normal» arbeiten
völkerung bezüglich Umset- ler Anlässe). Der Austausch mit Wo setzten Sie Prioritäten bei Stammgemeinschaft in der können. Möge das gesamte Per-
zung der Corona-Schutzmass- den vielen Institutionen des Ge- der Gesundheitspolitischen Ge- Schweiz zertifiziert. Erste Spi- sonal Momente des Aufatmens
nahmen zufrieden? sundheits- und Sozialwesens. samtplanung 2025? täler eröffneten im vergange- und der Ruhe finden! Unserer
Ja, auch wenn jüngere Semes- Besonders eindrücklich waren Ein übergeordnetes Ziel ist die nen Dezember elektronische Bevölkerung wünsche ich gute
ter ganz offensichtlich Mühe Begegnungen mit kleinen Kin- Schaffung von integrierten und Patientendossiers. Diesen Ja- Gesundheit, Freude am Leben
bekunden, sich jederzeit an die dern, die Weihnachten im Spi- vernetzten Versorgungsstruktu- nuar soll das auch in der Post- und einen wirtschaftlichen Auf-
Vorgaben zu halten. Gut zu be- tal verbringen mussten, der Be- ren über die ganze Versorgungs- stelle in Aarau möglich sein. schwung.
obachten ist das an grossen such bei unbegleiteten minder- kette hinweg. Dank höherer Ef- Wieso übernimmt hier der Aar-
Bahnhöfen. jährigen Asylsuchenden und fizienz wird das zu einer Steige- gau eine Pionierrolle? Interview: Corinne Remund
Bedürfnissgerechte Innovationsberatung
Das Wirtschaftsforum Zurzibiet fördert die regionale Wirt- mit Unternehmen, welche eine
schaft intensiv und unterhält enge Beziehungen zu den Ge- entsprechendes Innovations-
werbevereinen, kantonalen Stellen, Forschungsinstitutionen affinität haben, vermittelt wer-
und der Politik. Anfang Jahr unterzeichneten das Wirtschafts- den. René Utiger, Präsident
forum Zurzibiet und das Hightech Zentrum Aargau eine Zu- WFZ freut sich auf die Zusam-
sammenarbeitsvereinbarung. menarbeit: «Beide Organisa-
tionen verfolgen ähnliche Ziele
Das Zurzibiet gilt als fortschritt- 700 Vereinsmitglieder die Gele- und mit einer engen Zusam-
licher Wirtschaftsraum im Her- genheit, neue Verbindungen zu menarbeit können Synergien
zen Europas. Damit das auch knüpfen und alte aufzufrischen. optimal genutzt werden.»
in Zukunft so bleibt, vereint
das Wirtschaftsforum Zurzi- Das Hightech Zentrum Aar- pd
biet (WFZ) lokale Organisatio- gau (HTZ) unterstützt Aargauer
nen und fördert die regionale Unternehmen mit umfassen- Bild: zVg
Wirtschaft intensiv. Der Ver- der Innovationsberatung bei René Utiger, Präsident Wirtschaftsforum Zurzibiet und Geschäftsführer Ro- Das Hightech Zentrum Aargau
ein unterhält enge Beziehun- der Analyse, Lösungssuche und land Keller freuen sich auf die Zusammenarbeit mit dem Hightech Zentrum verfügt über langjährige Part-
nerschaften mit verschiede-
gen zu den regionalen Gewer- Umsetzung. Das Ziel ist der Wis- Aargau. nen Hochschulen, Forschungs-
bevereinen, kantonalen Stel- senstransfer, aus der Praxis für einrichtungen, etc. Qualifizierte
len, der Fachhochschule Nord- die Praxis. Das HTZ ist diverse dazu: «Eine Zusammenarbeit Zusammenarbeitsvertrag Fachleute mit fundierter Ausbil-
westschweiz, den Hochschulen, Partnerschaften in verschie- macht dann Sinn, wenn für unterzeichnet dung und langjähriger Erfahrung
den Forschungsstätten und den Regionen im Kanton Aar- beide Seiten ein Gewinn ent- Dank langjähriger Vernetzung in leitender Position in der Indus-
der Politik. Ausserdem koordi- gau eingegangen, um ein noch steht. Die Regionen profitieren im Zurzibiet kennt das WFZ trie sind für das Hightech Zent-
niert das WFZ die Aktivitäten höheres Innovationspoten- vom zusätzlichen Angebot so- die Bedürfnisse der regionalen rum als Experten im Kanton Aar-
der verschiedenen Dienstleis- tial auszuschöpfen, neu auch wie von den Fördergeldern, wel- Unternehmen und Organisatio- gau unterwegs. Sie sind die An-
ter und den Auftritt der Region mit dem WFZ. Das HTZ strebt che in die Region fliessen. Das nen bestens. Dadurch kann zu- sprechpartner für alle KMU, die
an überregionalen Anlässen. einen Ausbau der Kooperations- HTZ profitiert von der Nähe der künftig eine umfassende, be- an neuester Technologie interes-
An regelmässig stattfindenden strategie im ganzen Kanton an. lokalen Wirtschaftsförderorga- dürfnisgerechte Innovationsbe- siert sind.
Netzwerk-Anlässen zu aktuel- Beat Bachmann, stellvertreten- nisationen zu potentiellen inno- ratung mit dem HTZ mit ansäs- www.hightechzentrum.ch
len Themen erhalten die rund der Geschäftsführer HTZ meint vationsaffinen Unternehmen.» sigen Unternehmen, prioritär