Page 2 - Reinacher Woche - KW 26 - 2021
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SEITE 2                                                           WEITERBILDUNG                                                               DIENSTAG, 29. JUNI 2021





               Die «goldene Generation» muss sich besser «verkaufen»



                                               Der Trend zu international anerkannten Titeln hat relevante Gründe


          In der Berufswelt gelten die Schweizer Berufsleute als effizient                                                                     dert, so Daniel Herzog. Aber
          und verlässlich – aber auch als innovativ. Das hat nicht nur                                                                         auch auf Tertiärstufe schaffe es
          mit den typischen Schweizer Eigenschaften zu tun, wie bei­                                                                           die Schweiz mit der Hochschul-
          spielsweise Fleiss und Verantwortungsgefühl, sondern vor al­                                                                         stufe und der Höheren Berufs-
          lem mit unserem dualen Bildungssystem. Aber da gibt es den­                                                                          bildung der Wirtschaft hoch
          noch ein Problem: Ohne anerkannte internationale Titel wer­                                                                          qualifizierte Mitarbeitende zur
          den Schweizer Berufsleute im Wettbewerb um die besten Jobs                                                                           Verfügung zu stellen. Das Re-
          benachteiligt.                                                                                                                       sultat: Eine rekordtiefe Jugend-
                                                                                                                                               arbeitslosigkeit, Innovation und
          Regelmässig räumen die Schwei-   Die Antwort ist so paradox wie                                                                      Wohlstand. Herzog hat sich der
          zerinnen und Schweizer an den  einfach zugleich: Auf dem glo-                                                                        Situation angepasst: «Wir bil-
          World Skills – den offiziellen Be-  balisierten Arbeitsmarkt do-                                                                     den bei der Lernwerkstatt Aus-
          rufs-Weltmeisterschaften – eine  minieren die angelsächsischen                                                                       bilder/innen und Betriebl. Men-
          grosse Anzahl Medaillen ab.  Hochschultitel Bachelor und                                                                             toren/-innen  mit eidg. Fach-
          Man spricht in diesem Zusam-     Master.  Viele  Schweizerinnen                                                                      ausweis  sowie  Ausbildungslei-
          menhang gerne von der «gol-      und Schweizer glänzen mit Ab-                                                                       ter/innen mit eidg. Diplom aus.
          denen Generation». Doch im  schlüssen in der Höheren Be-                                                                             Die Absolventinnen und Absol-
          Rennen um gute Jobs im Aus-      rufsbildung und mit Lehrab-                                                                         venten geben viel Herzblut und
          land und sogar bei uns in der  schlüssen mit Eidgenössischem                                                             Bild: Shutterstock  Zeit in ihre Weiterbildung. Seit
          Schweiz haben die in der Regel  Fähigkeitszeugnis.                Der Durchblick im «Dschungel der Diplome» ist wichtiger denn je.   2017 profitieren sie von 50 Pro-
          top ausgebildeten Schweizerin-                                                                                                       zent Bundesbeiträgen an die
          nen und Schweizer einen Nach-       Erfolgreiches Bildungs­       bildung mit der direkten, pra-     Internationaler Wettbewerb      Lehrgangskosten. Im Vergleich
          teil. Oft werden sogar weniger  system – aber undurchsichtig  xisorientierten Berufslehre. Die           mit berücksichtigen         zu einem Studium an einer
          qualifizierte Ausländer vorgezo-   für Nicht­Schweizer/innen      hohe Qualität der Berufsbildung  Aber, da muss noch etwas pas-     Hochschule ist die Investition
          gen. Wie kann denn das sein?  Dieses duale Bildungssystem in  ist eine zentrale Stütze der Inno-    sieren. Davon ist Daniel Her-    aber immer noch recht hoch.
                                           der Schweiz ist einzigartig und  vationskraft und Leistungsfähig-  zog, CEO von Branchenprimus  Ein Professional-Bachelor- und
                                           eigentlich ein echtes Erfolgs-   keit der Schweizer Wirtschaft,  Lernwerkstatt Olten überzeugt:  Professional-Master-Titel würde
                                           modell: Dank der Kombination  die ihrerseits interessante Stel-    «In  unserem  Land  geniesst  zumindest bei den Titeln eine
                                           der Ausbildungen über den aka-   len und gute Entwicklungsmög-     die Höhere Berufsbildung mit  Gleichstellung schaffen.»
                                           demischen Weg und die Berufs-    lichkeiten für motivierte und  den eidg. Berufs- und Höheren
                                           lehre haben auch junge Berufs-   qualifizierte  Fach-  und  Füh-   Fachprüfungen und den Höhe-      Fazit: In der innovationsstar-
                                           leute mit durchschnittlichen  rungskräfte bietet (Switzerland  ren Fachschulen ein grosses  ken Schweiz bereitet die Hö-
                                           oder schlechten schulischen  Global Enterprise). «Erfolg ist  Ansehen. Geht man ins Aus-            here Berufsbildung Studie-
                                           Leistungen die Chance, Erfolg  nicht an eine akademische Lauf-     land, kennt man das System oft  rende auf ihre künftigen Auf-
                                           zu  haben.  Dies  bestätigt  auch  bahn gebunden. Es gibt viele Er-  aber kaum. Hier würde die Pro-  gaben vor. Die Unternehmen
                                           die neue Studie «Die Top 200  folgsgeschichten von Menschen,  fessional-Bachelor- und Profes-       wollen  heute  Praktiker/innen.
                                           des beruflichen Nachwuchses»  die mit einer Lehre begonnen  sional-Master-Titel, die nun  Es brauche neben den öffent-
                                           der Erziehungswissenschafterin  haben und mittels der höhe-        wieder ins Gespräch kommen,  lichen, universitären Angebo-
                                           Prof. Dr. Magrit Stamm. Ihr Fa-  ren Berufsbildung weit gekom-     viel Klarheit schaffen und hel-  ten in der Aus- und Weiterbil-
                                           zit: Eine hohe Qualität der Be-  men sind», sagen die Fachleute.  fen.»                             dung auch jene der Privaten
                                           rufsbildung stärkt die Schwei-   «Der Vorteil der dualen Weiter-                                    mit ihren vorbereitenden Lehr-
                                Bild: SwissSkills
                                           zer Innovationskraft. Das duale  bildung liegt in der professio-   Das Schweizer Bildungssystem  gängen für Berufs- und Höhere
          Regelmässig Top an internationalen   Bildungssystem der Schweiz er-  nellen Kombination von Wissen  sei natürlich eine Erfolgsge-    Fachprüfungen und der Höhe-
          Berufs-Wettkämpfen: Die Schweizer   gänzt  eine  international  hoch  mit gleichzeitigem Aufbau prak-  schichte und die duale Berufs-  ren  Fachschulen.  Diese  punk-
          Berufsleute.                     angesehene akademische Aus-      tischer Kompetenzen.»             bildung würde weltweit bewun-    ten mit Engagement, Initiative
                                                                                                                                               und Innovation und sie unter-
                                                                                                                                               richten sehr praxisnah, bestä-
                                                                                                                                               tigt Arthur Schärli, Leitexperte
                                                                                                                                               SBFI für Qualitätsmanagement
                                                                                                                                               an Fachschulen: «Der Stellen-
                                                                                                                                               wert der Höheren Berufsbil-
                                                                                                                                               dung  ist  gestiegen.  Das  hand-
                                                                                                                                               lungsorientierte Unterrichten
                                                                                                                                               ist nicht nur im Trend, sondern
                                                                                                                                               ist auch gefordert. Der fachlich-
                                                                                                                                               sachliche Unterricht ist die Ba-
                                                                                                                                               sis, aber der Praxisbezug muss
                                                                                                                                               eindeutig da sein. Die auf Eid-
                                                                                                                                               genössische Prüfungen vorbe-
                                                                                                                                               reitenden Schulen und die Hö-
                                                                                                                                               heren Fachschulen machen da-
                                                                                                                                               bei eine vorbildliche Arbeit.»

                                                                                                                                                   www.lernwerkstatt.ch




                                                                                                                                                 Abschlüsse der Höheren Be-
                                                                                                                                                 rufsbildung im Bereich Er-
                                                                                                                                                 wachsenenbildung, Coaching
                                                                                                                                                 und Mentoring:
                                                                                                                                                 •  SVEB-Zertifikat Kurslei-
                                                                                                                                                     ter/in
                                                                                                                                                 •  SVEB-Zertifikat Praxis-
                                                                                                                                                     ausbilder/in
                                                                                                                                                 •  Ausbilder/in mit eidg.
                                                                                                                                                     Fachausweis
                                                                                                                                                 •  Ausbildungsleiter/in mit
                                                                                                                                                     eidg. Diplom
                                                                                                                                                 •  12-tägiger Coaching-
                                                                                                                                                     Lehrgang
                                                                                                                                                 •  Betriebl. Mentor/in mit
                                                                                                                                                     eidg. Fachausweis
                                                                                                                                                    www.lernwerkstatt.ch/
                                                                                                                                                        ausbildungen
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