Page 7 - Rheinfelder Woche - KW 26 - 2022

DIENSTAG, 28. JUNI 2022 IM FOKUS SEITE 7

Scheinheilig und nicht zu Ende gedacht?

Der «Fall Markthalle» erhitzte im Mai die sommerlichen Gemüter – ein Nachtrag

Der «Fall Markthalle» zeigte Wird sind vor allem dazu da,
einmal mehr, wie in Teilen für unsere Mitglieder interes- Keine Stellungnahme
der Gesellschaft beim «Thema sante Anlässe anzubieten. Aber
Israel» mit unterschiedli- unsere Dachorganisation, die Der Autor des BaZ-Artikels,
chen Wertesystemen gearbei- GSI Schweiz, ist sehr vielfältig der den «Fall Markthalle»
tet wird. Über Vorkommnisse involviert: So wird sehr genau mit der Publikation ins Rollen
in der einzigen Demokratie im geschaut, wie in den Medien be- brachte, erhielt keine Stel-
Nahen Osten wird gerne ge- richtet wird. Und es erfolgt auch lungnahme der Markthal-
urteilt und kommentiert. Wie immer wieder eine Interven- len AG. «Man wolle auf Grund
des laufenden Verfahrens der
steht die Gesellschaft Schweiz- tion, wenn Israel einseitig dar- Schadenersatzklage im Zu-
Israel (Sektion Basel) zu den gestellt wird. Zudem pflegt die sammenhang mit der Scha-
Vorkommnissen? GSI Schweiz intensiv Kontakte denersatzklage des ausgela-
in Politik, Medien und Organi- denen Ausstellers keine Stel-
Seit 1957 engagieren sich sationen. lungnahme dazu abgeben»,
Schweizerinnen und Schweizer hiess es, wie Audiatur Online
in der Gesellschaft Schweiz-Is- Welchen persönlichen Wunsch berichtet.
rael (GSI) für gute bilaterale Be- hätten Sie Bezug nehmend auf Im Leitbild der der Markthalle
ziehungen, für Dialog, Respekt, Bild: PEXELS Israel und dessen Wahrneh- Basel steht unter anderem:
Verständnis und Freundschaft Israel wird entweder als politischen Brandherd oder als Feriendestination mung bei den Menschen der «Die Markthalle Basel ist ein
zwischen beiden Ländern. wahr genommen. Das wird dem Land nicht gerecht. Region? Abbild der Vielfalt der Stadt.
Ich würde mir wünschen, dass Sie steht für ein gleichwerti-
GSI Basel Präsident Patrick innovative Menschen – das ist Wie wird der Diskurs, der Aus- möglichst viele Menschen Gele- ges Miteinander, für Weltof-
Hafner muss immer wieder den gewissermassen die Lebensver- tausch gepflegt? genheit haben, Israel vor Ort zu fenheit und für Vernetzung.
Kopf schütteln, wenn er pau- sicherung für das Land. Wir bieten immer wieder An- erleben – das ist bei Weitem der Dies wird durch die Vielsei-
schalisierende Kommentare lässe an, die auch zum Diskurs überzeugendste Weg, kritische tigkeit des Gastronomiean-
liest oder hört und sich kon- Diese Erfolgsfaktoren sind aber einladen. Zudem pflegen wir Menschen dazu zu bringen, Is- gebotes und des Veranstal-
frontiert sieht mit Vorfällen oft nicht so präsent. Die GSI so- einen regen Austausch mit an- rael zu anerkennen oder gar tungsprogramms widerge-
wie zuletzt in der Markthalle. wie auch ihre Sektion Basel set- deren Organisationen mit ähn- Freunde von Israel zu werden. spiegelt.» Offenbar wird nicht
Es ging um folgenden Sach- zen sich dafür ein, dass Israel lichen Zielen. immer konsequent nach die-
verhalt: Ein Aussteller durfte nicht einseitig oder gar falsch Eine persönliche Frage: Was sem gehandelt.
nicht an einem Olivenöl-Markt wahrgenommen wird. Wir spra- Wie kann man sich die Hinter- gefällt Ihnen ganz speziell an
teilnehmen, weil die Herkunft chen mit dem Präsidenten der grundarbeit einer GSI bezie- Israel?
seines israelischen Produkts Basler Sektion der Gesellschaft hungsweise der Basler Sektion Israel ist die einzige und zudem Spannende Einblicke
als «problematisch» bezeich- Schweiz-Israel, Patrick Hafner. vorstellen? glaubwürdige Demokratie im
net wurde. Bei einem Händler, Als Sektion sind wir zu klein für Nahen Osten. Wer möchte Israel aus neuen
der sich offen zur antisemitisch Patrick Hafner, es ist heutzutage wirkliche Hintergrundarbeit. JoW Blickwinkeln sehen und die
eingestuften BDS bekennt, war schwierig geworden, ohne An- Bevölkerung verstehen und
der Produktionsort im Westjor- feindungen für etwas einzuste- kennenlernen? Israel hat
danland hingegen kein Thema hen. Wie kann die GSI Basel eine Die Bedeutung von Basel als «Geburtsort» viel mehr zu bieten als das,
(Quelle: www.bazonline.ch/ differenzierte Wahrnehmung In diesem Jahr finden zum 125. Jubiläum der Geburtsstunde des was man mehrheitlich in
als-er-sagt-dass-sein-oel-aus- des Staates Israel erzeugen? Staates Israel einige Festivitäten statt zu Ehren des ersten Zionis- den Medien mitbekommt.
israel-kommt-wird-er-ausgela- P. Hafner: Leider können wir tenkongresses 1897, der im Stadtcasino stattfand. Dieser sollte Wer die vielen Facetten die-
den-820525138271). gar nichts erzeugen. Aber wir eigentlich in München stattfinden. Dies scheiterte aber an der ses span-
können uns dafür einsetzen, strikten Ablehnung der dortigen religiösen Instanzen – vornehm- nenden und
Dazu sagt die Gesellschaft dass möglichst viele Menschen, lich des Rabbinats. Als Alternative fand man Basel, wo der Kon- inno v ati -
Schweiz Israel, Sektion Ba- die ein einseitiges Bild von Is- gress von David Farbstein organisiert wurde und vom 29. bis 31. ven Landes
kennenler-
sel: «Es darf nicht sein, dass rael haben, auch von anderen August 1897 unter dem Vorsitz Theodor Herzls (verstarb 1904) nen will –
ein Olivenölhändler nicht zu Seiten erfahren. stattfand. Dort wurde das Basler Programm formuliert. hier ist die
einem Spezialmarkt zugelas- «Der Zionismus erstrebt die Schaffung einer öffentlich-recht- Anlaufstelle:
sen wird, nur weil er aus Israel Welche Themen stehen bei lich gesicherten Heimstätte für Juden.» Um dieses Ziel zu errei- www.schweiz-israel.ch/mit-
kommt. Insbesondere nicht, Ihrer Arbeit dabei im Vorder- chen, gründeten die 204 Abgesandten von jüdischen Gemeinden glied-werden.html
wenn ein anderer Händler mit grund? aus aller Welt die WZO und wählten den Tagungsleiter und Initia-
Olivenöl aus demselben Land, Wir möchten zeigen, dass Israel tor Theodor Herzl zu deren erstem Präsidenten. Das damals auf-
der sich offen zu BDS bekennt, in erster Linie ein «ganz nor- genommene Bild, bei welchem Herzl vom Balkon des Trois Rois
zugelassen wird. So etwas be- males» Land ist – mit erstaun- auf den Rhein und die Mittlere Brücke blickt, hat sich bei vielen In eigener Sache
reitet der GSI Basel Sorgen. In lich vielen Ähnlichkeiten zur eingeprägt. Das Programm folgte Herzls politischer Vorstellung, Dieser Artikel soll nicht als
Basel, wo der Staat Israel vor Schweiz! Gerne weisen wir na- den jüdischen Staat nicht durch ungesicherte Besiedlung Palästi- politisches Statement oder
125 Jahren gegründet wurde, türlich auch auf die unzähligen nas, sondern durch diplomatische Verträge mit den europäischen als Positionierung bezie-
muss eine offene Kultur im Zu- positiven Seiten von Israel hin, Grossmächten zu erreichen. Nach Abschluss des Kongresses hungsweise als Parteinahme
sammenhang mit dem einzigen angefangen bei landschaftlicher schrieb Herzl am 3. September 1897 in sein Tagebuch: «Fasse verstanden werden. Er will
demokratischen Staat im Na- Schönheit und attraktivem Tou- ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich lediglich auch einen Aspekt
hen Osten möglich sein. Wir rismus, über kulturelle Vielfalt hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Ba- dokumentieren, der in den
begrüssen Diskussionen, ver- bis zu ausserordentlichen Er- sel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut Berichterstattungen zum ak-
urteilen aber diskriminierende folgen im Start-Up-Bereich, bei sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht tuellen Nahostkonflikt eher
Aktionen.» Forschung und Innovation und in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.» selten zur Sprache kommt.
Vielem mehr.
Zweites «Silicon Valley» in
Innovation, Technologie und
Unternehmertum
Dabei sollte man sich bewusst
sein, dass beim Stichwort «Is-
rael» viele Menschen in ers-
ter Linie an politische oder re-
ligiöse Spannungen denken.
Wer sich genauer mit Israel be-
schäftigt, bringt das Land und
die Start-up-Metropole Tel Aviv
aber viel mehr mit den Begrif-
fen Innovation, Technologie
und Unternehmertum in Ver-
bindung, denn Israel ist, gemes-
sen an der Bevölkerung, das dy-
namischste und erfolgreichste
Land der Welt! Das ist auch sta- Bild: Pexels Bild: Dreamstime
tistisch belegt. Innovation und Die Metropole Tel Aviv ist bekannt als Partystadt... ... und als Startup-Eldorado für junge Unternehmer/innen.