Page 10 - Zurzacher Woche - KW 19 - 2022
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                                                         «Sie hat uns so gutgetan»




         Die vierjährige Malea und                                                                           tern, Verwandte und Bekannte  treut werden. Der Stundenan-
         der bald zweijährige Aniq ge­                                                                       unterstützten  die  Familie  so  satz richtet sich nach dem Ein-
         niessen die Zeit mit Charlotte                                                                      gut  es  ging.  Doch  der  organi-  kommen der Eltern. «Wir wa-
         Marthaler, 67. Nicht selbstver­                                                                     satorische Aufwand wurde den  ren froh, dass Charlotte für
         ständlich, denn die Kinderbe­                                                                       Eltern zu viel. Auch für die Kin-  ihren Einsatz  bezahlt  wird.
         treuerin des Aargauer Roten                                                                         der war der ständige Wechsel  Gegenüber Verwandten und
         Kreuzes war für die beiden                                                                          der Betreuungsperson schwie-      Bekannten hatten wir manch-
         Kinder vor gut einem Jahr                                                                           rig. «Die Spitex hat mir zwar  mal ein schlechtes Gewissen.»
         eine fremde Person. Sie ist                                                                         Unterstützung im Haushalt an-     Die einkommensabhängigen
         eingesprungen, als die Mut­                                                                         geboten. Doch ich brauchte je-    Tarife finden die Eltern eine
         ter sich aus gesundheitlichen                                                                       manden, der mir mit den Kin-      faire Lösung. «In unserem Fall
         Gründen wochenlang scho­                                                                            dern hilft», erzählt Arnada  hat sogar die Krankenkasse
         nen musste. Warum die Ein­                                                                          Böhlen, die üblicherweise zwei  die Kosten übernommen: Dort
         sätze von Charlotte Martha­                                                                         Tage pro Woche als Lehrerin  nachzufragen lohnt sich auf je-
         ler der ganzen Familie in Rü­                                                                       arbeitet. Durch eine Kollegin  den Fall», weiss der Vater.
         fenach gutgetan haben, er­                                                                          wurde sie auf die Kinderbetreu-
         zählt sie uns selber.                                                                               ung des Aargauer Roten Kreu-        Ein wichtiger Beitrag zur
                                                                                                             zes aufmerksam. «Übers Inter-               Genesung
         Blaues Röckchen mit farbi-                                                                          net gelangte ich zum Roten  Als Arnada Böhlen bewusst
         gen Punkten und Streifen: Ge-                                                                       Kreuz Kanton Aargau. Es war  war, dass die Kinder draussen
         nau dieses Kleid wollte Malea                                                                       total unkompliziert. Ich rief  mit Charlotte Marthaler gut be-
         für den Besuch «ihrer» Char-                                                                        an, schilderte unsere Situation  treut sind, lernte sie diese er-
         lotte anziehen. Die Vierjährige                                                                     und schon ein paar Tage später  holsamen  Momente  zu  schät-
         hat die Tage gezählt. Jetzt ist es                                                                  stand Charlotte vor der Tür.»     zen. Rückblickend unterstützte
         endlich so weit. Gespannt war-                                                                                                        diese Form der Entlastung ihre
         tet sie unten auf der Treppe und                                                                        Guten Gewissens Hilfe         gute Genesung, da ist sich die
         bei jedem Klingeln rennt sie die                                                                               annehmen               Mutter sicher. Die Stabilität in
         Stufen hoch zur Haustür. Ist sie                                                                    Das Schweizerische Rote Kreuz  der Betreuung sowie die Entlas-
         es jetzt? Endlich – die Augen                                                                 Bild: zVg  bietet die Dienstleistung Kin-  tung waren für die ganze Fami-
         des kleinen Mädchens strahlen,  Dank der Kinderbetreuung des SRK hat die ganze Familie aussergewöhn-  derbetreuung zu Hause in der  lie ein Geschenk.
         als Charlotte Marthaler vor der  liche Wochen gut überstanden und hat gut zurück in den gewohnten Alltag   ganzen Schweiz an. Ausgebil-
         Türe steht. «Meine beiden Kin-    gefunden.                                                         dete Betreuungspersonen kom-      «Charlotte, kommst du jetzt?»
         der lieben Charlotte und konn-                                                                      men zur Familie nach Hause,  Malea  wagt  selbstsicher  einen
         ten das heutige Wiedersehen  sechs Kilo hochheben. «Der  nichts mehr alleine machen.»  wenn sich Eltern in einer Notsi-               neuen Versuch und packt die
         kaum abwarten», erzählt ihre  kleine Aniq war zu dieser Zeit  Ihr Mann und Vater der beiden  tuation befinden. Zum Beispiel,  Kinderbetreuerin fest am Arm.
         Mutter, Arnada Böhlen, 43, aus  18 Monate alt und wog neun  Kinder, Thomas Gürber, 37,  wenn sie krank, verunfallt, er-               Lachend folgt  ihr Charlotte
         Rüfenach.                         Kilo. Ich konnte ihn nicht ein-  arbeitet Vollzeit als Automa-    schöpft oder überfordert sind.  Marthaler,  greift  in ihre  Ta-
                                           mal zum Wickeln hochheben  tiker. Zudem absolviert er be-         In den meisten Kantonen wird  sche und holt ein Kinderbuch
               Plötzlich auf Hilfe         oder ins Bettchen legen», er-    rufsbegleitend eine anspruchs-   die Dienstleistung auch ange-     hervor. Das blaue Röckchen
                   angewiesen              zählt die Mutter. Diese Zeit der  volle Weiterbildung an der  boten, wenn ein erkranktes  mit den farbigen Punkten und
         Es war im Sommer letzten  Hilflosigkeit belastete sie. «Ich  technischen Fachschule. «Ich  Kind zu Hause bleiben muss,  Streifen verschwindet  durch
         Jahres, als Arnada Böhlen am  bin es gewohnt, selbstständig  habe zwei Wochen Ferien ge-            aber die Eltern arbeiten müs-     die Tür, nach draussen in den
         Unterleib operiert wurde. Sie  zu sein. Und von einem Tag  nommen. Doch länger konnte  sen. Es gibt den Kindern die  sonnigen Garten.
         musste sich zwei Monate lang  zum anderen bist du auf an-          mein Arbeitgeber nicht auf  nötige Sicherheit und Gebor-
         schonen und durfte höchstens  dere angewiesen und kannst  mich verzichten», sagt er. El-            genheit, wenn sie zu Hause be-                                 pd



            PUBLIREPORTAGE
                                      Vier Gründe gegen das neue Filmgesetz




          Am 15. Mai 2022 stimmen wir      den wir Konsumentinnen und                                                                          elle Nachfrage an gestreamten
          über das neue Filmgesetz ab.     Konsumenten die neue Film-                                                                          Filmen aus der Schweiz und
          Dieses geht völlig an uns Kon­   steuer via höhere Abo-Gebühren                                                                      Europa liegt bei knapp 12 %.
          sumentinnen und Konsumen­        bezahlen. Das ist unfair!                                                                           Mit dem neuen Filmgesetz soll
          ten vorbei. Nicht nur müssen                                                                                                         eine 30 %-Quote an europäi-
          wir höhere Abogebühren für             Spitzensteuerplatz                                                                            schen Filmen zementiert wer-
          Netflix, Disney+ etc. bezah­     Mit der 4 %-Filmsteuer wird die                                                                     den. Die EU-Quote privilegiert
          len. Wir werden auch noch        Schweiz Spitzensteuerland.                                                                          nur  den  europäischen  Film
          mit einer 30 %­Filmquote für     In Europa  kennen nur  gerade                                                                       und die Angebotsvielfalt wird
          europäische Werke in unseren     Frankreich, Spanien und Ita-                                                                        arg eingeschränkt. Wird die
          Filmkatalogen bevormundet.       lien höhere Filmsteuersätze.                                                                        Zwangsquote mangels guter
          Diese Quote wurde unnötiger­     Die Mehrzahl der europäischen                                                                       Angebote nicht erreicht, müs-
          weise  von der Europäischen      Länder (Österreich, England,                                                                        sen die Streaming-Dienste ihr
          Union übernommen.                Schweden, Norwegen, Finnland,                                                                       Angebot aus anderen Regionen
                                           Island, Dänemark, Estland, Lett-                                                                    verkleinern. Beliebte Filman-
              Ungerechte Filmsteuer        land,  Litauen, Irland, Nieder-                                                            Bild: pixabay  gebote aus aller Welt mit auf-
          zulasten von uns Konsument­      lande, Luxemburg, Tschechien,  Das neue Filmgesetz schränkt die Konsumfreiheit ein: Neu müssen Strea-  strebender Filmkultur (Afrika,
             innen und Konsumenten         Slowakei, Slowenien, Ungarn,  minganbieter mindestens 30 % europäische Filme zeigen. Dies ohne Anspruch   Asien, Amerika etc.) ziehen
          Streaminganbieter in der  Bulgarien, Zypern, Malta) ken-          an Qualität oder Nachfrage.                                        den Kürzeren. Die Menschen
          Schweiz  und  im  Ausland  wer-  nen heute weder eine Investi-                                                                       wollen Filme und Serien aus al-
          den gezwungen, «mindestens»  tions- noch eine Abgabepflicht  topf ein. Das sind unsere Steuer-             EU­Filmquote –            ler Welt sehen und entschei-
          4  % ihrer in der Schweiz erziel-  zulasten der Streaminganbieter  gelder! Dazu kommen rund 50          pure Bevormundung            den selbst, welche Filme bzw.
          ten Bruttoeinnahmen pro Jahr  bzw. von uns Konsumentinnen  Mio. Franken seitens der SRG;  Die EU-Filmquote von 30 % für  Serien sie konsumieren wollen.
          den Schweizer Filmschaffenden  und Konsumenten. Das belegen  das sind unsere Serafe-Gebüh-          europäische Filme ist pure Be-   Für Schweizer Filmfreunde gibt
          abzuliefern. Die Streamingan-    auch die Recherchen von SRF-     ren. Weitere Gelder stammen  vormundung von uns Konsu-             es bereits ein gebührenfinan-
          bieter müssen neu mit Schwei-    Arena.                           von privaten Stiftungen und von  mierenden. Besonders absurd:  ziertes Angebot:  PlaySuisse.
          zer Filmschaffenden zusammen-                                     Privatpersonen. 2019 schauten  Es gelten keinerlei Anforderun-     Dieser  Streamingdienst der
          arbeiten und Schweizer Filme      Schweizer Filmschaffen wird     im Schnitt 2600 Personen einen  gen an Qualität und Nachfrage  SRG zeigt ausschliesslich gute
          ankaufen. Sie haben – anders als   bereits hoch subventioniert    Schweizer Film im Kino. Es geht  dieser Filme. Es reicht das Kri-  Schweizer Filme und Serien.
          heute – keine freie Wahl mehr.  Das Schweizer Filmschaffen wird  nicht an, dass wir Konsumie-       terium der europäischen Her-     Diese Filme kann man rund um
          Dieser Zwang ist ungerecht. Es  bereits heute mit weit über 120  renden nun ein drittes Mal zur  kunft. Die Filmlobby und das  die Uhr sehen. Es braucht des-
          entstehen so nämlich neue Kos-   Mio. Franken pro Jahr subven-    Kasse gebeten werden. Jeder Ki-   Bundesamt für Kultur BAK be-     halb keine unnötige EU-Film-
          ten in Höhe von 20 bis 30 Mil-   tioniert. Allein Bund, Kantone  noeintritt für einen Schweizer  stimmen neu mit, was wir über  quote von 30 %!
          lionen Franken pro Jahr. Es liegt  und Gemeinde zahlen 84 Mio.  Film wird bereits mit 100 Fran-     unsere privaten Abos vorge-
          auf der Hand: Am Schluss wer-    Franken in den hiesigen Film-    ken subventioniert.               setzt bekommen. Die aktu-            www.filmgesetznein.ch
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