Page 3 - Badener Woche - KW 12 - 2023
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DIENSTAG, 21. MÄRZ 2023 FORTSETZUNG SEITE 3
NACHGEFRAGT BEI DR. ADRIAN SCHOOP
«Das Durchhaltevermögen lernt
man nur in der Praxis»
Bild: LR Bild: LR
Das Miniunternehmen BaobUP ser- Das Unternehmen Cowotra überzeugte bei seinem Pitch auf ganzer Linie.
vierte der Jury einen Vorgeschmack
auf ihren eigens erstellten Sirup.
Eine Mitgründerin von Co-
wotra meinte: «Mein Bru-
der hat das Fach Wirtschaft in
der Schule, aber ohne Com-
pany Programme.» Er könnte
zwar erklären, was der «Break-
even-Point» sei, aber er ver-
steht ihn nicht, da er ihn noch Bild: LR
nie praktisch angewendet hat. Adrian Schoop: «Jugendliche müssen die Möglichkeit haben, das Unterneh-
Sie hätten als Jungunterneh- mertum kennenzulernen.»
mer durch das Programm ge-
lernt, sich durchzubeissen und Dr. Adrian Schoop, Bade- Wie unterstützen Sie als Unter-
mit Niederlagen umzugehen. Je- Bild: Anja Gloor ner Unternehmer, Aargauer- nehmer die Jugend in der Wirt-
der hätte auch selbst eine per- Alvetia machte den Sieg der alten Kantonsschule Aargau am Vormittag Grossrat und FDP-National- schaft Fuss zu fassen?
sönliche Entwicklung durchlebt komplett. ratskandidat war Sponsor Wir laden zum Beispiel Schü-
und sei durch das Programm und Juror der Pitch Competi- lerinnen und Schüler aus den
ein Stückchen erwachsener ge- tion Aargau. Wir haben nach- Kantonsschulen in unseren Be-
worden. Sie seien alle dankbar gefragt wie wirtschaftsaf- trieb ein und geben so einen
für die Chance, etwas Einzig- fin unsere Jugend ist und wie Einblick in ein KMU. Auch füh-
artiges zu erleben und zu ler- junge Menschen für Wirtschaft ren wir im Mai in Zusammen-
nen. Ein weiteres Mitglied des und Unternehmertum sensibi- arbeit mit der Aargauischen In-
Unternehmens meinte: «Wenn lisiert werden können. dustrie- und Handelskammer
wir ein Kochbuch verkauft ha- zum ersten Mal einen Anlass
ben, war das für mich weitaus Im Company Programme grün- durch, an welchem wir Lehre-
belohnender und motivieren- den und führen Schülerinnen rinnen und Lehrer in Kontakt
der, als in der Schule eine gute und Schüler im Alter zwischen zu Lernenden bringen und diese
Note zu schreiben, da ich dabei 16 und 20 Jahren ein Mini- hinsichtlich Fachkräftemangel
viel mehr lerne und mitnehme.» unternehmen und erleben wäh- sensibilisieren. Und als Ausbil-
rend eines Schuljahres, was es dungsbetrieb bieten wir rund 30
Starke Konkurrenz heisst, eine Unternehmerin Lernenden eine Lehrstelle. Wir
als Ansporn oder ein Unternehmer zu sein. ermutigen diese, selber Ideen
Vor allem für die alte Kantons- Was beeindruckt Sie als Unter- zu entwickeln, innovativ zu
schule Aarau (AKSA) war der Bild: Anja Gloor nehmer an diesen Company sein und früh Verantwortung zu
Wettbewerb ein voller Erfolg. Mit Scentastic war die Alte Kantonsschule Aarau am Nachmittag nochmals Programmen besonders? unternehmen.
Der 4-fach-Sieg löste unter den unter den Gewinnern des Pitchwettbewerbes. Dr. Adrian Schoop: Junge Men-
Mitschülern grosse Freude und schen kommen in diesen Pro- Wie macht sich die massive
Stolz aus. Der Konkurrenz- Das sind die Gewinner: grammen zum ersten Mal in Internetnutzung, vor allem von
kampf zwischen den verschiede- Berührung mit dem Unterneh- den sozialen Medien, bei der
nen Gruppen der AKSA sei sehr • Alvetia, von der Alten mertum. Dabei lernen sie, wie Gründung der Miniunterneh-
anspornend gewesen, meint das Kantonsschule Aarau, mit man eine Idee umsetzt, einen men bemerkbar?
Unternehmen BaobUP: «Ein ge- ihren O-mega Crackern Businessplan macht, Zielgrup- Social Media erleichtert den
sunder Konkurrenzkampf ist aus Algen. pen definiert und sich auf dem Einstieg in einen Markt. Mit
eine wichtige Grundlage für die • BaobUP, von der Alten Markt durchsetzt – nicht als etwas Geschick erreicht man
Motivation innerhalb des Unter- Kantonsschule Aarau, Spiel, sondern mit einem richti- rasch eine grosse Reichweite.
nehmens.» Die starke Kon- die einen Sirup mit der gen Unternehmen. Das finde ich Dazu braucht es auch keine rie-
kurrenz aus Aarau hätte somit Superfrucht Baobab pro- grossartig. sigen finanziellen Mittel. Ande-
ihren Ehrgeiz angekurbelt. Dass duzieren. rerseits finden gute Ideen auch
das Programm seinen Zweck er- • Cowotra, von der Alten Wie beurteilen Sie das unter- schneller Nachahmer – das ist
füllt hat, merkt man auch an Kantonsschule Aarau, die nehmerische Potenzial unserer nicht immer nur gut.
solchen Aussagen, welche de- ein eigenes Kochbuch für Jugend?
ckungsgleich sind mit jenen des Date-Nights entwickelt Wenn die Jugendlichen, die ich Wie wird den Schüler/-innen
Badener Unternehmers Adrian haben. an diesem Samstag als Juror er- das langfristige Überleben auf
Schoop: «Stillstand ist Rück- Bild: LR lebt habe, ein Abbild unserer dem Markt beigebracht?
schritt, wenn man keine Kon- NIKIN-Mitgründer Nicholas Hänny • Less., von der Kantons- Jugend sind, dann bin ich sehr Schülerinnen und Schüler ler-
kurrenz mehr hat, stagniert startete seine erfolgreiche Karriere schule Zofingen, mit ihren zuversichtlich, dass die Schweiz nen die Theorie. Das ist wich-
man.» ebenfalls mit einem Miniunternehmen gesunden Energydrinks, auch in Zukunft ein Land mit tig. Gründen sie dann ein rich-
und konnte somit spannende Tipps für welche sie in Glasflaschen innovativen Unternehmerinnen tiges Unternehmen, ist dies der
So erzielt man langfristig die Zukunft der jungen Unternehmer/- verkaufen. und Unternehmern sein wird. Härtetest, der zeigt, ob ihre Idee
Erfolge auf dem Markt innen geben. • Scentastic, von der Alten auch in der Praxis funktioniert.
Wie die Zukunft für die Teil- Kantonsschule Aarau, die Was braucht es, um die Jugend Das Durchhaltevermögen, das
nehmenden des Pitch-Wett- über eine Million Bäume ge- nachhaltige Duftstifte pro- noch mehr auf die KMU-Wirt- es braucht, um ein Unterneh-
bewerbes aussehen könnte, pflanzt. Auf die Frage, wie man duzieren, welche nicht nur schaft zu sensibilisieren? men langfristig erfolgreich zu
demonstrierte Nicholas Hänny sich als Start-up auf dem Markt als Hautpflege, sondern Jugendliche müssen die Mög- führen, kann man in der Theo-
in seinem Vortrag. Während langfristig erfolgreich etabliert, auch als Parfüm geeignet lichkeit haben, das Unterneh- rie nicht erlernen, sondern nur
seiner Schulzeit hatte er auch meint er: «Man braucht eine sind. mertum kennenzulernen. Sol- in der Praxis.
ein Miniunternehmen geführt. klare Vision und eine zielorien- • Refruit, von der Kantons- che Programme sind natürlich
Heutzutage führt er das erfolg- tierte und einzigartige Positio- schule Baden (WMS), die ideal, aber auch Praktikas und Interview: Lilly Rüdel
reiche Unternehmen NIKIN. nierung, an der man langfristig einen FruitSmash aus ge- Firmenbesuche geben einen
Der Jungunternehmer ist mit festhält.» retteten Früchten produ- Einblick. Dazu müssen auch Weitere Informationen
bezahlbarer, nachhaltiger Mode zieren. Lehrpersonen regelmässig den zu Adrian Schoop unter:
auf Erfolgskurs und hat schon Lilly Rüdel Kontakt zu den KMU pflegen. www.adrianschoop.ch