Page 5 - Badener Woche - KW 12 - 2023
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DIENSTAG, 21. MÄRZ 2023 SEITE 5
«Das Entwicklungspotenzial von Turgi ist gross»
Am 12. März 2023 fiel der Und was bedeutet diese Fusion zial. Ich bin überzeugt, dass
definitive Fusionsentscheid für die Stadt Baden? Turgi zu einem starken Wirt-
an der Urne. Ab 2024 gehört Markus Schneider: Baden wird schaftsstandort werden kann –
Turgi zu Baden und Baden damit – wie bereits gesagt – ähnlich, wie es das vor über 60
wird damit die grösste Stadt zur grössten Stadt im Aargau Jahren eingemeindete Dättwil
im Kanton Aargau. Wir ha- und erhält mehr Gewicht. Mit zum Beispiel heute schon ist.
ben bei Adrian Schoop, Ge- dem Zusammenschluss ist na- Dafür müssen jetzt die Weichen
meindeammann von Turgi türlich auch eine Verantwor- gestellt werden.
und FDP-Nationalratskandi- tung verbunden. Wir haben im-
dat sowie dem Badener Stadt- mer betont, dass Turgi grosses Was werden bei dieser Fusion in
ammann Markus Schneider Entwicklungspotenzial bietet. der Praxis die grossen Heraus-
nachgefragt, wie es gelungen Dieses müssen wir jetzt nutzen. forderungen sein?
ist, die Bevölkerung von den Adrian Schoop: Auf der ope-
Vorteilen dieses Zusammen- Wo liegen die grössten Vorteile, rativen Ebene gibt es sicher-
schlusses zu überzeugen. respektive Synergie bei diesem lich noch einige Hürden zu
Bilder: zVg
Zusammenschluss? bewältigen. Es müssen Daten
Die Stimmberechtigten von Ba- Geschafft: Adrian Schoop, Gemeindeammann von Turgi und Markus Schnei- Adrian Schoop: Für kleinere Ge- transferiert, Systeme zusam-
den und Turgi haben am 12. März der, Badener Stadtammann (v.l.) ist es gelungen, mit ihrem Team die Bevölke- meinden wird es immer schwie- mengeführt und Prozesse neu
beide deutlich Ja gesagt zum Zu- rung für die Fusion der beiden Gemeinden ins Boot zu holen. riger, qualifiziertes Personal für definiert werden. Ich bin aber
sammenschluss. In Baden lag die Verwaltung und geeignete sicher, dass die beiden sehr
der Ja-Stimmenanteil bei 59.2%, rent geplant. Welches Erfolgs- Turgi gehört ab 2024 zu Baden. Kandidatinnen und Kandidaten professionell arbeitenden Ge-
in Turgi waren es sogar 85.7%. rezept steckt dahinter? Was bedeutet dies konkret für die für politische Ämter zu finden. meindeverwaltungen das ge-
Wie erklären Sie dieses glanz- Adrian Schoop: Es waren sogar Gemeinde Turgi, die Region Ba- Das ist in einer Stadt einfacher. meinsam gut über die Bühne
volle Abstimmungsresultat? mehr als zwei Jahre, denn die den und den gesamten Aargau? Ich bin überzeugt, dass sich Tur- bringen werden.
Adrian Schoop: Es ist uns offen- ersten Gespräche fanden bereits Adrian Schoop: Turgi wird ein gemerinnen und Turgemer ein- Markus Schneider: Die Integra-
sichtlich gelungen, die Stimm- 2019 statt. Wir haben versucht, attraktives Quartier einer attrak- bringen werden, um Baden wei- tion von Turgi in die Stadt Ba-
bürgerinnen und Stimmbürger möglichst viele Menschen in den tiven Stadt. Und Baden wird zur terzuentwickeln. Und ein Vorteil den ist für beide Verwaltungen
davon zu überzeugen, dass der Prozess einzubeziehen – Behör- grössten Stadt im Aargau. Das liegt natürlich auf der Hand: Der mit Aufwand verbunden. Die-
Zusammenschluss Vorteile für denmitglieder, Verwaltung und verleiht ihr sicherlich mehr Ge- Steuerfuss sinkt. ser ist nicht zu unterschätzen,
beide Gemeinden hat und das Bevölkerung. Auch wenn dies we- wicht in politischen Fragen und Markus Schneider: Beim er- und der Zeitplan ist sportlich.
Entwicklungspotenzial in Turgi gen der Pandemie nicht immer verhilft zu mehr Sichtbarkeit. wähnten Entwicklungspoten- Ich bin aber überzeugt, dass der
gross ist. einfach war, scheinen wir doch ei- Übergang gut gelingen wird.
nige Menschen erreicht zu haben.
Welche Beziehung pflegt Baden Welche Auswirkung hat dieser
in den letzten Jahren zu Turgi? Dieser Erfolg ist nicht ganz Zusammenschluss auf den Hei-
Markus Schneider: Während selbstverständlich, wenn man matort?
der letzten Jahre wurden unsere beispielsweise Fusion im Raum Adrian Schoop: Wer heute Turgi
Beziehungen durch das Zusam- Aarau anschaut. Was macht Ba- als Heimatort hat, hat in Zu-
menschlussprojekt natürlich den besser? kunft den Heimatort Baden. Der
immer enger. Aber auch abgese- Markus Schneider: Es steht mir Grosse Rat hat gerade beschlos-
hen vom Projekt war ein reger nicht zu, über andere Fusions- sen, dass man in einer fusio-
Austausch vorhanden, denn in projekte zu urteilen. Jeder Zu- nierten Gemeinde den «alten»
einigen Bereichen arbeiten wir sammenschluss ist ein eigen- Heimatort in Klammern mitfüh-
bereits heute zusammen. ständiges Projekt. Ich glaube ren darf – das hiesse dann also:
aber, dass es uns gelungen ist, Heimatort Baden (Turgi).
Sie habe im Gemeinderat Turgi mit viel Partizipation und regel-
diese Fusion bereits zwei Jahre mässiger Information die Bevöl-
vorher sorgfältig und transpa- kerung ins Boot zu holen. Herzliche Begrüssung der Behörden beider Gemeinden am Abstimmungssonntag. Interview: Corinne Remund
Premiere für Aargauer Zivilschutzorganisation in Asylnotunterkunft Birmenstorf
Zum ersten Mal unterstützt «Wir können hier zeigen, dass kann, sagt Stephan Müller, Lei-
im Kanton Aargau eine Zi- der Zivilschutz bereit für sol- ter der Sektion Betreuung Asyl
vilschutzorganisation einen che Aufgaben ist und den Kan- beim Kanton Aargau: «Ohne die
Rund-um-die-Uhr-Betreu- ton bei der Bewältigung dieser Unterstützung der Zivilschutz-
ungseinsatz im Asylbereich. schwierigen Lage hervorragend organisation Baden wäre die Er-
Die Zivilschutzorganisation unterstützen kann.» Damit das öffnung der Notunterkunft per
Baden betreut seit Anfang kurzfristig erfolgte Aufgebot für Anfang März nicht möglich ge-
März Geflüchtete in der Asyl- private Belange der Zivilschüt- wesen.»
notunterkunft in Birmenstorf. zer und auch für ihre Arbeitge- Interesse geweckt hat der Ein-
Knapp 100 Zivilschützer ste- ber so verträglich wie möglich satz auch in anderen Zivil-
hen im Schichtbetrieb mit je- ist, gab es eine flexible Perso- schutzregionen im Aargau. Die
weils zwei bis fünf Personen naleinteilung. Die Zivilschüt- ZSO Aare Region und die ZSO
an sieben Tagen pro Woche Bild: zVg zer müssen eine vordefinierte Lenzburg Seetal haben An-
während 24 Stunden im Ein- Die Zivilschutzorganisation Baden betreut seit Anfang März Geflüchtete in Zeit in den Einsatz, konnten fang Februar auch an der In-
satz – eine Premiere für den der Asylnotunterkunft in Birmenstorf. den Zeitslot dafür aber wählen. formationsveranstaltung zum
Zivilschutz. Der Piloteinsatz Bislang verläuft der Einsatz rei- Einsatz teilgenommen. Mitt-
der ZSO Baden könnte zum Zivilschutz kann Kanton der Geflüchteten, sei es durch bungslos, alle Beteiligten sind lerweile haben die Zivilschutz-
Modell für andere Zivilschutz- bei Notlagen unterstützen Gespräche, Gesellschaftsspiele sehr zufrieden. Die Zusammen- organisationen Informationen
regionen werden. Für die ZSO Baden ist der Ein- oder kleine Ausflüge. Weiter arbeit zwischen ZSO und ORS und Einsatzpläne ausgetauscht.
satz eine Premiere. Zwar hat stellen sie die Betriebsabläufe funktioniert gut. Hintergrund des Interesses ist,
Seit Anfang März betreibt der die ZSO schon mehrfach um- sicher, unterstützen die Essens- dass je nach weiterer Entwick-
Kanton Aargau in Birmenstorf fassende Betreuungsaufgaben ausgabe, koordinieren Reini- Einsatz könnte zum Modell lung der Flüchtlingssituation al-
eine temporäre Notunterkunft zur Entlastung der öffentlichen gungsarbeiten und sind für die für andere Regionen werden lenfalls auch in Lenzburg und
für Flüchtlinge. Im unterirdi- Hand übernommen, nun aber Feuer- und Nachtwache zustän- Der Zivilschutzeinsatz in der Aarau temporäre Notunter-
schen ehemaligen Sanitätspos- leisten Angehörige des Zivil- dig. Für die Geflüchteten ist Asylnotunterkunft Birmenstorf künfte eröffnet werden. Auch
ten finden bis zu 200 Perso- schutzes erstmals eine Rund- das ORS-Personal die erste An- läuft bis Ende April. Dann über- hier würde eventuell der Zivil-
nen Platz. Für den Betrieb der um-die-Uhr-Betreuung im Asyl- sprechstelle für alle Anliegen, nimmt die Firma ORS den Be- schutz in der Anfangsphase er-
Unterkunft und die Betreuung bereich, an sieben Tagen pro die Zivilschützer ergänzen die trieb der Unterkunft und die Be- gänzende Betreuungsaufgaben
der Geflüchteten ist die spezia- Woche und das zwei Monate Betreuungsarbeit. treuung der Geflüchteten ohne übernehmen. Der Einsatz der
lisierte Firma ORS verantwort- lang. Unter der Führung von Die rasche Organisation eines zusätzliche Unterstützung. Der ZSO Baden in Birmenstorf kann
lich. In den ersten acht Wochen ORS-Mitarbeitenden kümmern so umfassenden Einsatzes war Kantonale Sozialdienst (KSD) ist in diesem Zusammenhang als
wird ORS dabei im Auftrag des sich zwei bis fünf Zivilschützer anspruchsvoll, sagt Alessan- sehr froh, dass der Zivilschutz wegweisendes Pilotprojekt ge-
Kantons Aargau vom Zivilschutz pro Schicht um die allgemeine dro Rüedi, der Kommandant in der Anfangsphase eine perso- sehen werden.
der Region Baden unterstützt. Betreuung und Beschäftigung der ZSO Baden. Aber so Rüedi: nelle Überbrückungshilfe bieten pd